Abriss der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Schnaitsee

(Auszug aus dem Schnaitseer Heimatbuch, Autor: Hubert Neuberger)

 

Die Freiwillige Feuerwehr Schnaitsee wurde am 19. Juni 1870 von 32 Bürgern der Gemeinde gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde der Lehrer Peter Spiegl, zum 2. Vorsitzenden der damalige Bürgermeister Sebastian Poschner gewählt.

Protokoll

Aus dem Gründungsprotokoll ist zu entnehmen:

"Nachdem in der Gemeinde Schnaitsee seit mehreren Monaten der Wunsch rege geworden ist, eine freiwillige Feuerwehr zu bilden, wurde am heutigen Tag von Herrn Bürgermeister der weitere Auftrag des Königlichen Bezirksamts bekannt gemacht und infolge dessen versammelten sich die Unterzeichneten zu einer weiteren Beratung. Vom Bürgermeister wurden zuerst mehrere Stücke aus dem Heftchen des Inspektors Jung "Das Feuerlöschwesen in Markt- und Landgemeinden" verlesen, darauf zur Wahl der hinzu betreffenden Verwaltung geschritten."

In der ersten Vorstandssitzung am 3. Juli 1870, abgehalten in dem 1866 errichteten Schulhaus, wurde der Text des Eides beschlossen, der von jedem in die Freiwillige Feuerwehr aufzunehmenden Feuerwehrmann zu leisten war.

Dieser Eid lautet:

„Ich habe verlangt, in die Feuerwehr dahier aufgenommen zu werden, und verpflichte mich vor dieser Versammlung von Ehrenmännern auf Ehrenwort und Handschlag, meinen freigewählten Beruf als Feuerwehrmann mit Uneigennützigkeit, Unverdrossenheit und Eifer nachzukommen, die Satzungen getreu zu beobachten und die Befehle meiner Vorgesetzten ohne Widerrede auszuführen und mich stets so zu verhalten, wie es zur Aufrechterhaltung und Würde des Corps dienlich ist.“

Kaum gegründet, drohte der Freiwilligen Feuerwehr Schnaitsee aber schon wieder deren Auflösung. Anlass hierzu waren häufig öffentlich zu hörende Anschuldigungen der Feuerwehr insgesamt dahingehend, dass sich die Feuerwehrleute, am Brandplatz angekommen, mehr der Aneignung von Hab und Gut des Brandleiders als der Bekämpfung des Feuers widmeten. Diesem schwerwiegenden Vorwurf versuchte die Führung der Freiwilligen Feuerwehr mit dem Argument zu entgehen, dass man auch bei den Bränden vor Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Schnaitsee immer wieder hörte, dass der Brandleider während der Brandbekämpfung von Dritten bestohlen worden war.

Diesen Vorwürfen und üblen Nachreden entgegnete die Feuerwehrführung durch Ausschluss aus der Feuerwehr und der Androhung von Anzeigen.

Zu der ernstesten Situation der drohenden Auflösung führte aber das fragwürdige Verhalten des Bürgermeisters Sebastian Poschner, der ja in der Gründungsversammlung zum 2. Vorsitzenden gewählt worden war. Was letztendlich der Grund für das absolut feindliche Verhalten des Bürgermeisters Poschner gegenüber der Freiwilligen Feuerwehr war, kann aus dem Protokollbuch, das gut erhalten vorliegt, nicht entnommen werden.

Nach Einschreiten des Königlichen Bezirksamts Traunstein erfolgte eine Einigung dahingehend, dass Bürgermeister Poschner aus der Freiwilligen Feuerwehr ausgeschlossen wurde, die Freiwillige Feuerwehr aber dem Bürgermeister in dieser Eigenschaft eine besondere Ehrerbietung entgegenbringt. Umfangreich ist die diesbezügliche Korrespondenz zwischen der Feuerwehrführung und dem Königlichen Bezirksamt. Bürgermeister Poschner wollte aber immer noch nicht klein beigeben und drohte mit Gründung einer gemeindlichen Pflichtfeuerwehr. Aber auch mit diesem Ansinnen ist er aufgrund des Widerstandes des Königlichen Bezirksamts Traunstein gescheitert.

Durch konsequentes Vorgehen gegen die Gegner der Freiwilligen Feuerwehr und überaus aktive Teilnahme am gemeindlichen Leben hat sich die Freiwillige Feuerwehr dann sehr schnell großes Ansehen in der Bevölkerung erworben. Ihr geordnetes

Auftreten, vor allem in Uniform, machte sie sehr bald zu einer unverzichtbaren Institution des öffentlichen Lebens der Gemeinde. Kein Fest und keine Veranstaltung der Gemeinde war ohne die Freiwillige Feuerwehr denkbar, sei es durch Ordnungsdienste, sei es durch ihre eigenständige Teilnahme und ihren Auftritt. Dies galt insbesondere bei kirchlichen und staatlichen Anlässen. So wird berichtet, dass es der Freiwilligen Feuerwehr oblag, zusammen mit den kirchlichen Würdenträgern, vor allem bei der Einholung von Primizianten und den folgenden Primizfeiern, den feierlichen Rahmen zu bilden. So ist für das Jahr 1883 in der Chronik die feierliche Teilnahme an der Primizfeier von H.H. FRZ Xaver Geßl ebenso stolz erwähnt, wie die Feier aus Anlaß der Errichtung des ersten Telefons von Frabertsham nach Schnaitsee im Jahre 1885 oder die anlässlich der Errichtung der Post in Schnaitsee 1889. Erwähnt werden müssen hier auch die Feiern zum jährlichen Geburts- und Namenstage der bayerischen Monarchen, die ausschließlich von der Feuerwehr durchgeführt wurden mit festlichen Kirchenzügen, Festgottesdiensten und anschließenden öffentlichen Feiern in allen Gasthäusern.

Der alljährlich abgehaltene Silvesterball der Freiwilligen Feuerwehr war der Höhepunkt des gesellschaftlichen Lebens schlechthin.

Aber auch die eigenen Feiern zu den jeweiligen Gründungsfesten waren Höhepunkte des jeweiligen Jahres, so die 10jährige Gründungsfeier am 27.06.1880, bezüglich der im ersten Protokollbuch nicht nur die teilnehmenden Feuerwehren genannt sind, sondern der gesamte Ablauf des Tages geschildert wurde, wobei insbesondere die Bevölkerung gelobt wird, die nicht nur rege an dem Fest teilnahm, sondern auch das Dorf mit Flaggen und Kränzen schmückte, „sodass Schnaitsee noch niemals in so reichem Gewand sich gekleidet hatte“.

Ebenso feierlich beging die Freiwillige Feuerwehr Schnaitsee am 29. Juni 1910 ihr 40jähriges, am 25. Juni 1923 ihr 50jähriges, am 29. Juni 1952 ihr 80jähriges, am 20./21.06.1970 ihr 100jähriges Gründungsfest und vom 22.06. – 26.06.1995 ihr 125jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe.

Fahnenmutter Elisabeth Weber..... Fahnenjunker Josef Fraitzl....... Fahnenbraut Christa Ederer von links:
Fahnenmutter....Elisabeth Weber
Fahnenjunker....Josef Fraitzl
Fahnenbraut....Christa Ederer
 
von links.... Sebastian Fraitzl.... Alois Hamberger.... Josef Graßl..... Josef Fraitzl von links:
Sebastian Fraitzl
Alois Hamberger
Josef Graßl
Josef
Fraitzl
    29.07.1952 Gründungsfest/Fahrenweihe     29.07.1952 

Der seit der Gründung 1870 für die Unterbringung der Löschgerätschaft immer wieder genannte Requisitenraum ist örtlich nicht bestimmt, doch ist zu vermuten, dass er sich in den Gebäulichkeiten der Gastwirtschaft „Zur Post“ befand, obwohl auch diesbezüglich nicht überliefert ist, dass diese schon ab 1870 die Herberge der Feuerwehr war. Dies ist nur aus späteren Berichten zu schlussfolgern.

Im gemeindlichen Archiv sind erstmals für das Jahr 1925 Bauakten vorhanden, die einen Bauplan des Baumeisters Karl Reiner von Trostberg, datiert „im Sept. 1925“ betreffen, der das alte Feuerwehrhaus nahe der beiden Volksschulgebäude von 1866 und 1905 zeigt. Dieses Feuerwehrhaus ist im Jahre 1927 bezogen worden. Für die Modernisierung dieses Feuerwehrhauses im Jahre 1934 ist laut Archiv der Gemeinde Schnaitsee ein staatlicher Zuschuss von 145 RM geleistet worden, wobei die Renovierung die Einrichtung der elektrischen Anlagen betraf.

Im Jahre 1987 wurde dann das nach den Plänen des hiesigen Architekten Eugen Maron errichtete, sog. neue Feuerwehrhaus bezogen. Die Gesamtkosten hierfür beliefen sich auf exakt 1.459.372,- DM, wozu die Gemeinde Schnaitsee einen Zuschuss des Staates von 470.000 DM, des Landkreises Traunstein in Höhe von 117.400 DM und der Bayerischen Versicherungskammer in Höhe von 20.000,- DM erhielt.

Die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr war jeweils gediegen, immer dem neuesten technischen Stand angemessen. In den Gründerjahren bestand die Hauptaufgabe der Freiwilligen Feuerwehr in dem Herbeischaffen des Wassers, um mit diesem das Feuer zu löschen. Dies erfolgte mit Leder- und Holzeimern. Schon im Jahre 1878 wurde die erste kleine Saug- und Druckspritze angeschafft und sechs Jahre später eine neue vierrädrige Saug- und Druckspritze in Betrieb genommen. Der Jahresbericht für 1890 berichtet bereits über ein umfangreiches Inventar von Eimern, Schläuchen, Schubleitern mit Rädern, Hakenleitern, Schlauchhaspel, Rettungsschläuche, Rutsch- und Sprungtüchern, Fackeln etc. Bilder aus dem Jahre 1890 und 1908 zeigen den umfangreichen Bestand, vor allem hinsichtlich der Leitern.

Im Jahre 1934 erfolgte der Ankauf einer Motorspritze (kleine Motorspritze, Stärke 25 JS) zum Preise von 3.399,- Mark. Diese wurde nach dem 2. Weltkrieg auf einem zum Mannschaftstransporter umgebauten, ehemaligen Wehrmachtsfahrzeug verlastet.

 Im Jahre 1962 wurde dann ein Tanklöschwagen TLF 8 mit einem Fassungsvermögen von 3.750 Litern angeschafft, der 15.000,- DM kostete und der mit 7.000,- DM aus Mitteln des Jagdpachtschillings finanziert wurde. Dieses Tanklöschfahrzeug, ein 90 PS Mercedes-Benz-Wagen, welcher bis zum Ankauf durch die Freiwillige Feuerwehr Schnaitsee auf dem NATO-Flughafen Köln stationiert war, zeigte, wie es heißt, seine erste Bewährungsprobe anlässlich seines ersten Einsatzes bei einem Waldbrand in der Nähe von Schweinsteig.

1964 die Anschaffung einer Spritze TS 8/8 und anlässlich des 100-jährigen Gründungsfestes am 20./21. Juni 1970 erfolgte die Übergabe eines neues Tragkraftspritzenfahrzeugs TSF. Im Jahre 1978 wurde das Tanklöschfahrzeug TLF 16/25, im Jahre 1983 ein Löschgruppenfahrzeug LF-8-II und im Jahre 1990 ein Mehrzweckfahrzeug MZF VW-Bus in Dienst gestellt. 1996 wurde ein gebrauchtes Löschgruppenfahrzeug Bj. 1973 in Kempen bei Mönchengladbach gekauft, das in einjähriger Arbeit von Siegfried Hudelist sen. (Kommandant von 1992 bis 2006) und Bernhard Ederer zu einem Geräte- und Schlauchwagen umgebaut wurde. 2001 konnte die bereits 37 Jahre alte Motorspritze durch eine neue TS 10/10 ersetzt werden. Im Jahre 2010, in dem die FFW ihr 140jähriges Bestehen begehen kann, wurde ein mit der modernsten Technik und einem 2400 Liter Tank ausgestattetes Löschgruppenfahrzeug LF 20/24 in Betrieb genommen. Schwere Überdruck-Atemschutzgeräte gehören schon seit langem zur Standardausrüstung.

Durch die großzügige Spende von Horst Klein, konnte bereits im Jahr 2000 ein Atemschutzkompressor zur Befüllung der Pressluftflaschen erworben werden.

Die Alarmierung der Feuerwehrmänner zu Brandeinsätzen war in den Gründerjahren im Vergleich zu dem heutigen Standart außerordentlich einfach. Ein weithin hörbares Alarmzeichen gaben die Kirchenglocken ab, deren jede den Feuerwehrleuten die Richtung des Brandherdes kundtat. Schon sehr früh, nämlich am 25.10.1874 wurde eine Alarmierungsart beschlossen, die ausschließlich in einer Läutordnung bestand und die folgenden Wortlaut hatte:

„...Bei Bränden in Schnaitsee selbst wird immer mit sämtlichen Glocken geläutet; bei auswärtigen Bränden wird zuerst mit allen Glocken geläutet, dann mit der Glocke, welche die ...........gegend, in der der Brand stattfindet, anzuzeigen soll und zwar

gegen Norden mit der (Wetter?)-Glocke,

gegen Süden mit der 12er Glocke

gegen Osten mit der großen Glocke

gegen Westen mit der 11er Glocke

und dann wieder abwechselnd mit Allen.“

Diese Alarmierung durch Glockengeläut der Pfarrkirche erfolgte bis 1959, abgelöst durch Alarmierung mit der Sirene auf dem Haus von Fam. Pimpl (=  altes Schulhaus von 1866; Feuermeldestelle beim damaligen Kaufhaus Weber Nähe Feuerwehrhaus) ergänzt 1970 mit Funkmeldeempfänger und ab November 2008 durch die Rettungsleitzentrale des BRK Traunstein für die Landkreise BGL und TS (Tel.-Nr. 110 und 112) und ab Juli 2010 durch die integrierte Leitstelle Traunstein für BGL, AÖ, MÜ und TS (Tel.-Nr. 112).

Im 3. Reich musste die Freiwillige Feuerwehr ihr Vereinsleben einstellen. Ab 1937 werden die Feuerwehrübungen mit „Dienstappell“ bezeichnet, Versammlungen des „Reichsluftschutzbundes“ wurden durchgeführt. Anstelle der Generalversammlung wurde zu Veranstaltungen wie „Generalappell mit Jahresabschluss und Festsetzung der Übungstage für das laufende Jahre 1938“ eingeladen. Die Mitglieder der Vorstandschaft („Verwaltungsrath“) sind abgesetzt, allerdings gleichzeitig zu Ehrenmitgliedern ernannt worden. Und am Ende eines der wenigen Protokolleintragungen steht der Satz „...Mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer des Deutschen Volkes beschloss Oberbrandmeister Josef Fraitzl den ersten und aufschlussreichen Appell“. Das Zeigen der Feuerwehrfahne in der Öffentlichkeit wurde ausdrücklich verboten. Der seit 13. November 1919 als Kommandant tätige Sebastian Fraitzl legte seine Kommandantentätigkeit nieder. Aufgrund Fehlens von Eintragungen/Berichten im Protokollbuch ist zu schließen, dass jegliches Vereinsleben der Freiwillige Feuerwehr  Schnaitsee erloschen war.

Die ersten Eintragungen im Protokollbuch sind dann wieder ab dem Jahre 1947 vorhanden, wobei die Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr neben der Feuerbekämpfung insbesondere in der Teilnahme an Gottesdiensten für verstorbene Gemeindebürger, deren Kriegstod erst jetzt nach und nach bekannt wurde, bestand. Auch ist über die Teilnahme der Freiwilligen Feuerwehr bei den zahlreichen Primizfeiern berichtet. In der Folge werden durch die Rechenschaftsberichte der jeweiligen Kommandanten in der Generalversammlung die Tätigkeiten der Feuerwehr bis in jede Einzelheit dem interessierten Leser übermittelt.

Über bemerkenswerte Brandfälle wird umfangreich berichtet. So ist unter der lfd. Nr. 9 für den 19. Mai 1890 über den Brand der Dampfsäge in Loibersdorf, bei dem ein Mädchen sein Leben verlor, berichtet.

Umfangreiche Berichte sind für den Brand am 30. März 1903 (lfd. Nr. 27, 28, 29 und 30) vorhanden, der die Anwesen „Gasthof Neuwirth“, das landwirtschaftliche Anwesen „Ballauf“, das Geschäftshaus Sattler Auer und den „Thurm der Elisabethkirche“ Schnaitsee betraf. Das Feuer war durch fahrlässige Brandstiftung im Gasthaus „Zum Neuwirth“ ausgebrochen, ergriff in rasender Schnelligkeit das Ballauf- und das Sattler- Auer- Anwesen und auch den Turm der St.-Elisabeth-Kirche. Trotz des kräftigen Einsatzes von 16 Feuerwehren, die „sämmtlich in Thätigkeit“ waren, war „es nur der günstigen Windrichtung zu verdanken, dass nicht das ganze Dorf und namentlich die in der Nähe stehende Pfarrkirche dem Feuer zum Opfer fielen“.

Eine umfangreiche Berichterstattung ist auch dem Großbrand vom 29.06.1931 gewidmet, bei dem das Anwesen des „Gasthofes Zur Post“ Ederer eingeäschert worden und dadurch unübersehbarer Schaden entstanden war. So wird u. a. berichtet:

„...Ein großer Schrank aus dem 17. Jahrhundert, eine wertvolle Einlegearbeit von unbeschreiblichem, in die Tausende gehenden Wert konnte nicht mehr gerettet werden, darinnen wertvolles, gedrehtes Zinngeschirr für hundert Personen, ein Familienerbstück, das mit Stolz erfüllte und das schon von Liebhabern mit 25000 Mark gekauft worden wäre. Die Fahnen des Burschenvereins und des Trachtenvereins, wie auch die Theaterbühne sind ebenfalls vernichtet.  ...

Mit Mühe und Not konnten die Dienstboten ihr nacktes Leben retten, mussten Kleider, Geldersparnisse und alles andere zurücklassen. Eine Stallmagd verlor 300 Mark, die Köchin 150 Mark. Was herausgetragen werden konnte ist wenig, verschwindend wenig. Beinahe wäre auch das unterstellte Verkehrsauto der Linie Trostberg – Gars den Flammen zum Opfer gefallen, wenn nicht der Chauffeur mit großem Mut im letzten Moment noch den Wagen hätte herausfahren können. ...

Die Feuerwehren arbeiteten mit aufopferungsvoller Hingabe, die braven Feuerwehrmänner achteten keine Gefahr.  ...

Die Höhe des Schadens ist heute gar nicht zu überschätzen. Er dürfte in die Hunderttausende gehen. ... Im Laufe der Jahrhunderte war hier von Geschlecht zu Geschlecht ein Werk geschaffen, war immer ergänzt und vergrößert worden bis zu der vergangenen Größe.

Stolz stand das Ederer-Anwesen als eines der ältesten und größten Gebäude in der Mitte des Ortes, war beliebt als Gaststätte und weithin bekannt. Die Versicherungsfrage ist noch im Unklaren, jedenfalls ist aber bei weitem der vernichtete Wert nicht gedeckt...“

Für den 08.08.1959 ist unter der Überschrift „Erneut ein Großbrand in Schnaitsee – Einmalige Brandursache – Rasches Eingreifen der Feuerwehr“ der Brand des Wirtschaftsgebäudes des Bauern und Schmiedemeisters Dominikus Löw in Schnaitsee berichtet. Über die Ursache wird folgendes mitgeteilt:

„Wohl einmalig ist die Ursache des Brandes: Das Getreide wurde gleich mit einem Einmanndrescher gedroschen. Jedesmal musste der Wagen vor der Hochtenne warten, da das vorgehende Fuder noch nicht leer war. Als der letzte Wagen kam, stieg kurz vor dem Hof oben aus der Mitte des Wagens eine etwa 1 Meter hohe Flamme empor. Ausgerechnet diesmal war die vorherige Fuhre schon fertig abgeleert und der Fahrer, der gar nichts ahnte, fuhr mit der brennenden Fuhre auf die Hochtenne! Als er merkte, dass es brannte, fuhr er zwar sofort zurück, aber es war schon zu spät. Auf dem Hochbrett´n brannte es bereits. Wahrscheinlich ist das Fuder durch Funkenflug vom Bulldog in Brand geraten...“

Am 09. Dezember 1967 wurde der Gasthof Zur Post erneut von einem Brand heimgesucht, als das Wirtschaftsgebäude durch Brandstiftung völlig niederbrannte.

Für die Zeit vom 9. März 1871 bis 8.12.1962 sind von dem langjährigen Kommandanten und Schriftführer Sebastian Fraitzl, Stangern, in seiner Privat-Chronik 130 Brandfälle mit jeweiligem Einsatz der Freiwillige Feuerwehr schriftlich festgehalten und ab dieser Zeit sind es ca. 100 Brandfälle, bei denen die Freiwillige Feuerwehr Schnaitsee im Einsatz war.

Am 1. Oktober 2002 wurde durch vermehrte Anfragen beim Ferienprogramm die Jugendfeuerwehr mit den Jugendwarten Siegfried Hudelist jun. (heutiger Kommandant) und Georg Köhldorfner gegründet (Aufnahme ab 12 Jahren, 31 JFW-ler, ab 18 Jahren Übertritt zur Aktiven-Mannschaft). Damals traten übrigens auch Carina Seidl und Monika Gmeindl als erste Frauen in die Jugend-Feuerwehr ein, nunmehr seit Volljährigkeit mit noch einer Frau in der Aktiven-Mannschaft.

In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ist neben den Einsätzen bei Brandfällen jedoch ein weiterer großer Aufgabenbereich der Freiwillige Feuerwehr zugewachsen: Die technische Hilfeleistung bei Verkehrs- und sonstigen Unfällen; auch hierfür ist die Wehr bestens ausgerüstet mit Spreizer, Rettungsschere, Hebekissen u. a.

Eines ist immer, und das bis zum heutigen Tag, gleich geblieben: Der unermüdliche Einsatz der Feuerwehrleute für den durch Brand und sonstiges Unglück in Not geratenen Mitbürger. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Die Feuerwehren sind auch künftig im Einsatz nach dem Motto:

Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.